Kriminologische Grundlagen einer internationalen Strafgerichtsbarkeit: politische Ideen- und Dogmengeschichte, kriminalwissenschaftliche Legitimation, strafrechtliche Perspektiven

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Mohr Siebeck, 2005 - 554 pages
English summary: In this study, Frank Neubacher provides an interdisciplinary link between international law and criminal sciences and explains the process of setting and implementing standards in international criminal law. His methods are based on the labeling approach according to which delinquent behavior cannot be analyzed without referring to social interaction and social definitions that label a behavior as 'criminal' or refrain from doing so, as is often the case on the governmental level. The author comes to the conclusion that effective protection of human rights requires to broaden the concept of criminality in order to include the actions of the powerful and that there is no alternative to a functioning international criminal jurisdiction. German description: Mit seiner Studie leistet Frank Neubacher einen interdisziplinaren Bruckenschlag zwischen Volkerrecht und Kriminalwissenschaften, indem er u.a. den Prozess der Normgenese und Normimplementation im internationalen Strafrecht (Volkerstrafrecht) nachvollzieht. Methodisch stutzt er sich auf den labeling approach, wonach delinquentes Verhalten nicht ohne Bezug zu den gesellschaftlichen Interaktionen und Definitionen analysiert werden kann, die das Pradikat kriminell zuschreiben oder, wie auf der Ebene von Staatsfuhrungen deutlich wird, auch nicht zuschreiben. Der labeling-Ansatz wird jedoch, wo er heute nicht mehr uberzeugen kann, modifiziert, um zu einer unvoreingenommenen Analyse der Entwicklung des internationalen Strafrechts vorzustossen. Dadurch kann er mit atiologischen Fragestellungen kombiniert sowie fur die Frage geoffnet werden, inwieweit kriminologische Befunde eine internationale Strafgerichtsbarkeit legitimieren konnen. In diesem Zusammenhang geht der Autor u.a. auf empirische Erkenntnisse zur interkulturellen Schwereeinschatzung von Delikten, zur Viktimologie und zur individuellen strafrechtlichen Zurechnung von Systemunrecht ein. Er kommt zu dem Schluss, dass der wirksame Schutz von Menschenrechten eine Ausweitung des Kriminalitatsverstandnisses auf das Handeln von Regierenden und Machtigen erfordert und dass es zu einer funktionsfahigen internationalen Strafgerichtsbarkeit keine Alternative gibt.
 

Contents

Einleitung
1
Die Menschenrechte als Fundament
3
Auf dem Weg zum ewigen Frieden?
4
Erkenntnisinteresse und Herangehensweise
7
Die Entwicklung der Menschenrechtsidee
12
Terminologie
18
Internationales Strafrecht oder Völkerstrafrecht?
31
Menschenrechtsverbrechen
39
Mittelalter und Humanismus
268
Renaissance und Übergang zur frühen Neuzeit
275
Der neuzeitliche Absolutismus und seine Kritiker
282
Das Zeitalter des Imperialismus
292
Ein Völkerrecht der Nationalstaaten
299
Die Kriegsverbrecherprozesse in Leipzig
306
Rechtsprechung durch die Sieger
315
Nürnberger Recht und Nachkriegszeit
338

Die Menschenrechte als Fundament
42
Universalismus versus Relativismus
58
bb China
76
Menschenrechte und internationale Rechtsgüter
89
Menschenrechte und nationale Souveränität
114
b Einschränkungen der Staatensouveränität durch
126
c Der Weltstaat
132
Auf dem Weg zum ewigen Frieden?
136
Eine kurze Geschichte des Strafens
145
Makrokriminalität
158
Rechtswissenschaft und halbierte Vernunft
173
Kriminologie und internationale Strafgerichtsbarkeit
200
Die Viktimologie
206
Individuelle Zurechnung kollektiven Verhaltens bei Systemunrecht
215
Zur Ätiologie der Makrokriminalität
240
Kriminogene Faktoren im politischen System
247
Die Antike
256
Antiker Herrschaftsbegriff und platonischer Staat
262
Verfahren wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen
350
Die Naturrechtsdiskussion in der deutschen Strafrechtswissenschaft
362
Die Wende von 1989 und ihre Bedeutung
372
Die AdhocTribunale der Vereinten Nationen für
387
Das Römische Statut von 1998
399
Die Wiederkehr strafrechtlicher Grundfragen
415
Die Strafzwecke
422
Die Schuld
430
Kollektive strafrechtliche Verantwortlichkeit?
439
Das Römische Statut und seine Grenzen
444
Der Straftatbestand der Aggression
446
Alternativen zur Strafverfolgung
456
Die südafrikanischeTruth and Reconciliation Commission
459
Amnestie Immunität Begnadigung
467
Zusammenfassung und Ertrag
473
Literaturverzeichnis
483
Register
539
Copyright

Common terms and phrases

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About the author (2005)

Frank Neubacher, Geboren 1965; Studium der Rechtswissenschaft, Politikwissenschaft und Neueren Geschichte in Bonn und Munchen; 1991 und 1997 jur. Staatsexamina; 1993 Magisterexamen; 1997 Promotion; 2003 Habilitation; Privatdozent und Oberassistent am Institut fur Kriminologie der Universitat zu Koln.

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