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sei, und bat den Papst, alle Prälaten und Fürsten, welche das Kreuz genommen, in den Bann zu erklären, wenn sie nicht bis zum Johannisfeste 1219 ihr Kreuzgelübde erfüllen würden. Honorius kam diesem Wunsche Friedrichs durch Bullen am 8. und 11. Februar 1219 nach und setzte den 24. Juni als Termin fest, 33 ermahnte aber auch in Briefen vom 13. Februar und 18. Mai Friedrich, die Hoffnung, welche die ganze Christenheit auf ihn setze, nicht zu Schanden zu machen. Jedoch schon nach wenigen Wochen erklärte Friedrich dem Papste, er sei nicht im Stande den Termin inne zu halten, und bat um Aufschub. Honorius kam dieser Bitte bereitwilligst nach und setzte als Termin den 1. October fest. 34 Sollte aber Friedrich die Kreuzfahrt antreten, so schien es ihm geboten, in Deutschland zur Erhaltung der Ordnung seinen Sohn als König zu hinterlassen. Er betrieb daher die Anstalten zu dessen Krönung energisch und erklärte auch seine Absichten dem Papste unumwunden (am 10. Mai 1219) von Ulm aus. Dieser antwortete zustimmend am 14. Juni, worauf Friedrich zwei Tage später erfreut zurückantwortete und erklärte, dass nun die säumigen Fürsten und Prälaten keinen Grund mehr hätten, den Antritt ihrer Kreuzfahrt zu verschieben. 35 Am 6. September erklärte Friedrich von Neuem 36 dem Papste seine Wünsche in Bezug auf die Krönung seines Sohnes, bat ihn aber gleichzeitig um die Verlängerung des Termins bis zum 21. März 1220. Honorius antwortete freundlich, gewährte ihm die erbetene Hinausschiebung, machte ihn aber zugleich darauf aufmerksam, dass er nun nicht mehr säumig sein dürfe, um nicht selbst in den Bann zu fallen, den er von ihm gegen jeden Säumigen verlangt habe.37 Auf dem Hoftage zu Nürnberg October 1219 bewog Friedrich sehr viele Grosse zur Ablegung des Kreuzgelübdes und zum Antritt der Kreuzfahrt, ebenso war er Anfang 1220 sehr beschäftigt, das Werk des Kreuzzuges zu betreiben; die Seestädte Unteritaliens empfingen Befehle, die nöthige Zahl von Galeren bereit zu stellen, und die Kreuzprediger halfen durch ihre eindringlichen Predigten des Volkes Eifer für die Kreuzfahrt schüren.38 Allein schon am 19. Februar 1220 er

öffnete Friedrich dem Papste, dass die Fürsten Deutschlands ganz ohne Begeisterung für den Kreuzzug seien, und er in Folge dessen abermals nicht im Stande sei, den Termin innezuhalten. Honorius verlängerte nun den Termin wieder und zwar bis zum 1. Mai, erinnerte aber den König streng an seine Pflicht. 39 Honorius sandte nach Deutschland zur Betreibung des Kreuzzuges den Scholasticus Konrad von Mainz (16. Februar 1220) mit der Instruction, milde gegen die säumigen Pilger vorzugehen, da ja Damiette bereits am 4. November 1219 in die Hände der Christen gefallen, und Hoffnung auf glückliche Beendigung der Kreuzfahrt vorhanden war. Der hierauf im April 1220 zu Frankfurt abgehaltene glänzende Reichstag 41 traf eine Reihe von Anordnungen, wodurch endlich die Kreuzfahrt in das Reich der Möglichkeit einzutreten schien. Der Termin des Römerzuges, an den sofort die Kreuzfahrt sich anachliessen sollte, ward festgestellt, viele Tausende wurden durch Friedrich zur Ablegung des Kreuzgelübdes, zu baldigem Antritt ihrer Kreuzfahrt angetrieben, und Heinrich zum König erwählt. Honorius zeigte sich mit allen Anordnungen und Beschlüssen Friedrichs einverstanden, nahm ihn als Führer der nenen Expedition nach dem heiligen Lande in seinen speciellen apostolischen Schutz und lud ihn ein, die Kaiserkrone zu empfangen.42 Die Kreuzfahrt wurde gleichwohl zu dem von Honorius bestimmten Termin unmöglich (wir ersehen aus den Quellen nicht. warum), weshalb dieser dem Kanzler Bischof Konrad von Metz bekannt machte, dass Friedrich nun eigentlich dem Banne verfallen sei. Trotzdem aber sprach der Papst gegen Friedrich. der eben auf dem Römerzuge sich befand, den Bann nicht aus, sondern legte ihm nur eine Kirchenbusse auf, die Friedrich hinnahm, obgleich er auch gegen die damit verbundenen Drohungen der Curie protestirte. Honorius hatte also wieder umsonst auf Hülfe für das bedrängte Kreuzheer bei Damiette gehofft und dem Pelagius 43 vergebliche Verheissungen gemacht, aber andrerseits sah er doch auch ein, dass zu einer wirksamen Betreibung des Kreuzzuges die Erhebung Friedrichs zum Kaiser unumgänglich nöthig sei. Mitte Novem

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ber liess daher Honorius mit ihm durch den Bischof Nicolaus von Tusculum und seinen Capellan Alatrin kurz vor Rom unterhandeln, 44 worauf Friedrich am Cäcilientage (22. November) feierlich die Kaiserkrone empfing, 45 aus den Händen des Cardinals Ugolino von Ostia von Neuem das Kreuz nahm 46 und sich verpflichtete, August 1221 seinen Kreuzzug anzutreten, ja schon mit dem Märzpassagium Kreuzfahrer nach Damiette dem. Christenheere zu Hülfe zu senden. 47 Diesem von Neuem feierlich wiederholten Versprechen schlossen sich die meisten Grossen (über 400) an, welche schon früher dasselbe abgelegt hatten, und versprachen, im März 1221 sich einzuschiffen, allein sie segelten meist schon am Ende des Jahres 1220 ab. 48 Friedrich entwickelte nun eine rastlose Thätigkeit, endlich sein Wort einzulösen. Die Seestädte des Königreichs Sicilien mussten Schiffe bereit stellen, und im Anfang 1221 wurde Ugolino von Ostia nach dem Norden Italiens abgesandt, um Geld und Truppen zu sammeln. 49 Friedrich selbst erliess ein hochklingendes Manifest am 10. Februar von Salerno aus, worin er alle Gläubigen ermahnte, sich um ihn zu schaaren und den Anordnungen des Cardinals Ugolino von Ostia zu gehorchen.50 Kaum aber hatten die deutschen Edlen ihre Fahrt nach Damiette bewerkstelligt und dort verkündigt, man solle sich vor des Kaisers Ankunft in keine grössere Unternehmung einlassen, 51 als auch Friedrich immer wieder von allen Seiten neue Fahrzeuge herbeischaffte, durch Honorius in seinem löblichen Eifer bestärkt und gelobt.52

Die Kreuzzugssteuer, welche bei den Geistlichen den zwanzigsten, bei den Nichtgeistlichen den zehnten Theil aller Einkünfte betrug, floss überall reichlich ein, und Friedrich übersandte alle diese Summen nach Damiette mit dem Geschwader von 40 Galeen, das er unter Admiral Heinrich von Malta, Kanzler Walter von Palearia, dem Bischof von Catania und Marschall Anselm von Justingen nach der ägyptischen Küste schickte, 53 um auf ihrer Fahrt die Corsaren, welche sich 37 Segel stark gezeigt hatten, aus einander zu treiben und dann vor Damiette zu landen.54 Sie landeten aber erst, als

die Katastrophe über die unglücklichen Pilger bereits hereingebrochen, und Hülfe zu spät war. Das Christenheer hatte nämlich Damiette auf Antreiben des päpstlichen Legaten Pelagius von Albano siegestrunken am 17. Juli verlassen, um direct auf Kairo zu marschiren. aber die Saracenen hatten die Deiche der Kanäle und Flussarme durchstochen und hielten in dem von allen Seiten überschwemmten Terrain das Christenbeer gefangen, wie einen Fisch im Netze". Das Mitleid mit dem armen, dem Hunger- und Wassertode preisgegebenen Volke degte im Kriegsrathe der Muslimen durch Al-Kamil. Cer den Christen einen für ihre Lage fast unerklärlich günstigen Frieden gewährte. Dieser ward auf acht Jahre abgeschlossen. 2.6 * 1229. und sollte nur durch einen gekrönten christlichen König aufgekündigt werden dürfen. wogegen die Rückgabe Dzilette's und zugleich die gegenseitige Auslieferung der Getangenen erfolgen sollte.

Die Grossmeister der Templer und deutschen Ritter kamen mit der Nachricht vom Abschlusse dieses Friedens nach Damiette und verursachten durch die Meldung, dass Damiette wofort geräumt und den Muslimen übergeben werden müsse. unter den Pilgern nicht nur Trauer und Niedergeschlagenheit. sondern sogar Zwietracht, die in offnen Kampf auszubrechen érohte. Admiral Heinrich und Marschall Anselm empfingen die Boten dieser Nachricht mit den bittersten Vorwürfen, dass man im Hauptquartier Friedrichs Geheiss, vor dem Eintreffen seiner Truppen nicht die Offensive zu ergreifen, unbeachtet gelassen, und zu den Deutschen traten sämmtliche Pilger der italienischen Städte. deren Handelsinteresse durch die Räumung Damiette's auf das empfindlichste geschädigt werden musste. Dagegen bestanden die Templer. die Hospitaliter. die Franzosen. Griechen. Syrer und Armenier darauf, dass die Rückgabe Damiette's sofort erfolgen müsse. Mit Mühe ward Blutvergiessen zwischen den Parteien verhütet, und Damiette am 7. September geräumt. Natürlich war in den Augen der Curie nicht der blinde. unbesonnene Eifer des päpstlichen Legaten, sondern Friedrichs Nachlässigkeit Schuld an dem unermess

lichen Unglück, und Honorius sowohl 56 wie sein Nachfolger Gregor IX klagten den Kaiser direct deshalb 57 an, obwohl Friedrich durch seine Gesandten seine Unschuld aufs klarste darthat. 58 Von Neuem und heftiger wie zuvor drang nun Honorius in den Kaiser, sein Gelübde zu erfüllen. Er sandte den Bischof Nicolaus von Tusculum 59 im December 1221 nach Catania, von wo beide 1222 nach Italien zurückkehrten, um in Veroli wegen des Kreuzzuges zu unterhandeln (12.-27. April). Friedrich verhiess die Abhaltung eines Congresses zu Verona und schwor, an dem vom Papste ihm zu bestimmenden Termin abzusegeln. Diese Unterhandlungen wurden fortgesetzt zu Ferentino, wo Friedrich mit Honorius Anfang März 1222 zusammentraf. 60 Er beschwor hier von neuem sein Kreuzgelübde und empfing einen neuen Aufschub für dessen Ausführung bis zum 24. Juni 1225.61 Zugleich wurden Vorbereitungen für eine zweite Vermählung Friedrichs getroffen; er sollte nämlich Isabella, die Erbtochter des Titularkönigs von Jerusalem, Johannes von Brienne, 62 heirathen. Dieser Vorschlag war nach jeder Seite hin acceptabel; denn Friedrich wurde dadurch Erbe der Krone Jerusalems, und die Curie hatte darin eine neue Garantie für die Erfüllung des Kreuzgelübdes. Honorius berichtete nach allen Seiten hin von der bevorstehenden Kreuzfahrt, und zugleich zogen wieder Kreuzprediger durch die Länder und verkündigten, trotzdem nur traurige Ueberreste der früher stolz ausgezogenen Heere zurückgekommen, von neuem eine Kreuzfahrt, die aber diesmal der Kaiser selbst führen würde. 63 Die Frist, die Friedrich bis zum Antritt seiner Kreuzfahrt. bewilligt worden, kam diesem inzwischen sehr zu Statten. Auf Sicilien nämlich tobte seit 1222 ein furchtbarer Saracenenaufstand. Eine Flotte Friedrichs besetzte den Schlupfwinkel der Saracenen, die Insel Garba, 64 er selbst brach in Sicilien Burg auf Burg 65 und verpflanzte die Empörer nach Luceria. 66 Trotzdem nahmen die Rüstungen zum Kreuzzuge ihren ungehinderten Fortgang. Im Frühjahr 1224 standen 100 Galeen und 50 grosse Lastschiffe bereit zur Aufnahme von 10,000 Streitern und 2000 Rittern, und Fried

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