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Berläumdungen, Gotteslästerungen und schändliche Reden aller Art, oftmals die einzige Unterhaltung der Dienstboten sind, und wie dadurch gerade der Tag des Herrn in einen Tag des Teufels verwandelt wird. Am Vormittag wird in der Kirche dem Herrn gedient und am Nachmittag zu Hause dem Satan. Es ist gerade, als ob sich der böse Feind geslissentlich die Feierstunden heraussuchte, um das Wort des Herrn, welches in der Kirche in eure Herzen gestreut wird, zu Hause durch diese Reden wieder herauszureißen. Was gibt es da für ein Mittel, dieser abscheulichen Gewohnheit ein Ende zu machen? Ich weiß kein besseres als das Lesen. Die Hausherrn sollen in solchen Stunden ihren Kindern und Dienstboten laut vorlesen oder vorlesen lassen aus der h. Schrift, aus der h. Legende, aus frommen Betrachtungen, auch aus guten Erzählungen und überhaupt aus rechtschaffnen christlichen Büchern. Dadurch wird den Lästerzungen der Mund verstopft; denn während gelesen wird, müssen sie schweigen. So unterbleibt dann durch das Lesen gewiß viel Böses, - und dieß allein wäre schon überaus gut.

Es wird aber auch außerdem durch das Lesen noch sehr viel Gutes gestiftet. Was durch das Ohr des Menschen in sein Herz eingeht, das macht auf dieses allemal einen gewissen Eindruck, einen guten

oder einen schlimmen, je nachdem die Reden gut oder schlimm sind. Wie nun durch böse Reden die guten Sitten verdorben werden, so werden auch durch gute Reden die bösen Sitten wieder auferbaut. Wer weiß aber immer was Gutes zu sagen? Auch dem Guten fällt nicht immer was Gutes ein! Was kann da besser sein, um in Feierstunden etwas Gutes zu hören, als wenn aus guten Büchern vorgelesen wird, wenn durch das Ohr eines jeden Zuhörers gute Gedanken in das Herz eingehen und gute Entschlüsse darin hervorbringen? Ist dies nicht wahrhaftig eine gute, ja die beste Unterhaltung? Hat da nicht Jeder den größten Nugen davon? Der Gute wird bestärkt, ermuntert, im Guten befördert, und der Böse wird betroffen, aufgeweckt, zum Guten getrieben. Er weiß fast gar nicht, wie ihm geschieht. Die Dinge, die er da hört, kommen ihm ganz neu und unbekannt vor. Er wird aufmerksam, fängt an nachzudenken, geht in sich und kehrt um. Viele sind schon durch gute Bücher gebessert worden, an welchen die besten Predigten nichts bessern konnten. Warum? Die Predigten hören Viele nur aus Gewohnheit und des Anstands halber, lassen sie bei einem Ohr hinein und beim andern hinaus, und denken sich höchstens, der Geistliche sagt es halt, weil er so muß. Gibt es hie und da einen Geistlichen, der selber nicht thut, was er sagt, dann ist

es um so schlimmer, und die Bösen finden darin eine Bestätigung ihres Thuns. Aber daß es in Büchern auch so geschrieben steht, und daß selbst in Geschichten und Erzählungen, die nicht von Geistlichen geschrieben find, solche Grundsäge vorkommen, das ist diesen Menschen ganz neu, und da werden fie aufmerksam, und denken sich, es muß doch so sein, wie der Pfarrer in der Predigt sagt. Ich könnte euch so manches Beispiel erzählen, das ich selber schon beobachtet habe; aber ich könnte dadurch Manchen in Verlegenheit bringen, was ich nicht will. Ich kann auch nicht die ganze Woche hindurch bei euch sein, nicht alle Tage zu euch reden, und doch ist die Woche so lang, daß ihr den kurzen Vortrag vom legten Sonn- und Feiertag sehr leicht vergessen könnt, wenn ihr unter der Woche nicht darüber nachdenkt. Das geschieht aber muthmaßlich, wenn ihr nichts leset; denn ihr habt eure Gedanken meistens bei eurer Arbeit, bei euren Geschäften, bei Kauf und Verkauf, überhaupt bei irdischen Dingen. Wenn ihr aber öfter aus christlichen Büchern leset, oder lesen hört, dann werden eure Gedanken auf etwas Höheres gelenkt, und es fallen euch viele gute Erinnerungen ein, welche ihr schon oftmals gehört, aber nicht recht beherzigt habt. So leset also flei= ßig am Feierabend und an den Nachmittagen von Sonn- und Feiertagen einander vor. Ihr könnt

die Stunden eurer Ruhe gar nicht besser zubringen. Es ist auch der beste Heimgarten, den ihr haben könnt. Auf dem Land hat man ohnehin wenig Gesellschaft, und man muß fast immer unter sich allein sein. Man kennt sich bald so gut und weiß sich so fast auswendig, daß man bald nnr wenig mehr zu reden weiß, namentlich wenig, was zur Belehrung und Ermunterung dient. Da laßt euch das Lesen die beste Gesellschaft sein; ihr werdet dadurch am besten belehrt und ermuntert werden.

„Aber was sollen wir lesen? Wir kennen und haben keine Bücher." So werden mich Viele in ihrem Herzen fragen. Das kann und will ich euch hier nicht sagen. Kommt nur zu mir, wenn euch um's Lesen zu thun ist. Ich werde euch die besten Bücher nicht blos nennen, sondern gleich geben und dazu meinen Segen. Amen.

Frühlehre auf den ersten Sonntag nach dem Fest der h. drei Könige.

Die Jugendgeschichte unsres Herrn.

„Jesus war seinen Eltern unterthan.“

Luc. 2, 51.

Noch sind es nicht einmal fünfzehn Tage, daß

es geheißen hat: „Jesus Christus, der Sohn Gottes,

Dreer, Frühlehren. III.

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liegt zn Betlehem als ein Kind in der Krippe, und heute stellt uns die katholische Kirche das erst neuge= borne Jesuskind schon als einen zwölfjährigen Knaben im Tempel zu Jerusalem vor.

Wie ist denn das neugeborne Jesuskind so geschwind zwölf Jahre alt geworden? Ist es denn nicht auch wie alle andern Kinder aufgewachsen? Ja, gerade so, wie alle übrigen Kinder ist auch das Jesuskind aufgewachsen.

Warum stellt uns aber die katholische Kirche das Jesuskind schon so bald, und zwar heute schon, als einen zwölfjährigen Knaben vor? Ich will euch dieß kurz sagen. Die katholische Kirche stellt uns das Jahr hindurch die ganze Lebens- und Leidensgeschichte Jesu vor. Das ist die Ursach, warum die Festtage des Herrn so schnell auf einander følgen; darum lag das Jesuskind erst neulich noch in der Krippe, und sigt heute schon als ein zwölfjähriger Knabe mitten unter den Schriftgelehrten im Tempel zu Jerusalem.

Wie ist denn aber dieser zwöljährige Jesus nach Jerusalem in den Tempel gekommen und was hat denn Jesus von seinem zwölften bis in sein dreißigstes Jahr gethan? womit hat er seine Jugendzeit zugebracht? Laßt uns also heut die Jugendgeschichte unsers Herrn betrachten. Merkt fleißig auf!

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