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immer geneigter und folglich die Bekehrung dadurch immer schwerer. Es geht da wie bei einer Krankheit des Leibes, die desto eher geheilt wird, je früher man auf die Heilung bedacht ist, die aber auch unheilbar werden kann, wenn man den Gebrauch der nöthigen Arzneimittel zu lang verschickt. Unter Hundert, welche die Buße zu lang verschieben, ist kaum Einer, der noch Gnade vor dem Herrn findet und sich wahrhaft bekehrt. Wenn man die Gnade Gottes nicht brauchen will, da man sie noch brauchen kann, so wird man sie zulegt nicht mehr brauchen können, da man sie brauchen will. Gott läßt mit sich nicht scherzen.

Der gute Christ ergreift also das Mittel der Buße gleich bei der ersten Gelegenheit, und man sieht es aus seiner Art zu büßen, daß es sein ernstlicher Wille sei, seine kranke Seele wieder gesund zu machen. Vor Allem bezeigt er eine wahre, herzliche Reue über seine begangenen Sünden, und zwar nicht bloß eine Reue, die nur in leeren kaltsinnigen Worten besteht, sondern eine solche Reue, die aus dem Innersten seiner Seele kommt, und die ihm wahrhaft von Herzen geht. Er erkennt, daß es eine große Undankbarkeit sei, einen Gott zu beleidigen, der so gut ist mit uns. Deßwegen wird er traurig über seine Undankbarkeit und bittet den beleidigten Gott um Verzeihung. Alsdann offenbart er, nach

der Vorschrift des Christenthums den Zustand seiner Seele einem Priester; er entdeckt ihm sein ganzes Gewissen; er sagt ihm jede Kleinigkeit, jeden Umstand, der die Sünde vergrößert; er entschuldigt Nichts und verschweigt Nichts: denn er weiß, daß der Arzt die Krankheit ganz kennen muß, wenn er sie heilen soll. Die Lehren, die ihm der Priester gibt, die Mittel, die er ihm vorschreibt, die Buße, die er ihm auferlegt, nimmt er mit Dank an und macht auf der Stelle den Vorfah, Alles, was der Priester von ihm verlangt, mit Beihülfe der göttlichen Gnade auf's Genaueste zu befolgen.

Wenn er nun die priesterliche Lossprechung und dadurch die Verzeihung seiner Sünden erhalten hat, wenn er merkt, daß die Krankheit weg, und seine Seele wieder gesund sei: dann verwandelt sich seine Traurigkeit in eine heilige Freude; es tröstet ihn, daß er von den Banden der Sünde befreit und wieder ein Freund Gottes geworden ist. Seine einzige Sorge geht jezt nur dahin, daß er sich in dem Stand der Gnade Gottes erhalte, und in keine Sünde, wenigstens in keine schwere, mehr zurückfalle. Er verrichtet nun jezt eben so viele gute Werke, als er vorher Sünden begangen; er gibt jegt seinem Nächsten, welchen er vorher vielleicht ge= ärgert hatte, in allen seinen Handlungen ein gutes Beispiel; er betet nicht nur allein für sich, sondern

für alle Sünder der ganzen Welt, daß Gott auch fie erleuchten, sie durch eine wahre Buße auf den Weg des Heils zurückführen möge. In diesen Gesinnungen verharrt er bis an sein Ende, und sein Tod ist eben so erbaulich, wie seine Buße reu= müthig und sein Leben christlich gewesen ist.

Seht, meine Christen! so beträgt sich ein guter Christ, wenn seine Seele krant ist, so büßt er, so lebt er, so stirbt er. War bisher unser Betragen auch so? Wir haben zwar viel gesündigt, haben wir auch recht und wahrhaft gebüßt? Sind wir es würdig, daß uns der liebreiche Jesus ebenso wie den Kranken im heutigen Evangelium an Leib und Seele gesund macht? Fragt euer Gewissen hierüber. Und wenn ihr bisher wegen eurer Sünden seiner Gnade unwürdig gewesen seid, so bekehrt euch jezt und macht euch derselben fortan würdig, wendet euch zu ihm und er wird sich zu euch wenden. Amey.

Frühlehre auf den vierten Sonntag nach dem
Fest der h. drei Könige.

Wie thöricht es sei, sich dem Willen
Gottes zu widerseßen.

„Was ist denn das für Einer, dem sogar Winde und Meere ge= horchen?" Matth. 8, 27.

Das heutige Evangelium zeigt uns so recht augenscheinlich die Allmacht unsres göttlichen Erlösers. Er war gerade mit seinen Jüngern in einem Schiffe auf dem Meer, als ein gewaltiger Sturmwind das Schiff umzustürzen drohte.

Jesus stand aber auf, gebot dem Winde und dem Meere, und es war eine große Stille. Da erstaunten die Leute und sprachen: „Was ist denn das für Einer, dem sogar Winde und Meere ge= horchen?"

Nun kehre ich jest die Frage um:,,Was ist denn das für Einer, dem sogar Winde und Meere ge= horchen, aber die Menschen nicht?" Es ist der nemliche Gott, unser Herr und Schöpfer, der uns so gut erschaffen hat, als wie die Winde und das Meer. Aber wir lassen ihn halt befehlen, hören ihn an, und thun, was uns gefällt und was uns beliebt. Es ist aber eine große Thorheit, sich dem Willen Gottes zu widersezen. Ich werde daher heute zeigen:

1. Wer sich dem Willen Gottes widersett; 2. wie thöricht es sei, sich dem Willen Gottes zu widersehen.

Der Herr sei mit uns!

1.

Wer widersezt sich denn also dem Willen Gottes? Dem Willen Gottes widersehen sich jene Menschen, die ihrer Einbildung nach Gott nicht mehr brauchen, oder die, wenn sie ihn auch brauchen, ihm gleichsam Regeln vorschreiben, wie er's mit ihnen machen oder was er mit ihnen thun soll. Diejenigen, denen es gut geht, thun, was ihnen einfällt, ohne mehr auf Gott zu achten; und diejenigen, denen es übel geht, wollen gleichsam, daß er thun soll, was ihnen beliebt, sie wollen selbst gescheidter sein als Gott. Das sind also die zwei Gattungen von Menschen, die sich dem Willen Gottes widerseßen.

Erstens widerseßen sich also dem Willen Gottes diejenigen, denen es gut geht. Sobald uns Alles nach Wunsch geht, vergessen wir gern auf Gott, von welchem wir Alles haben. Wir glauben, daß es eben nicht nothwendig sei, ihn zu bitten; wir können uns selbst helfen, und brauchen ihn also nicht mehr. Ich rufe hier die allgemeine Erfahrung zum Zeugen auf. Schickt uns Gott gute Zeiten, da werden die Leute gleich übermüthig. Der Ueberfluß

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